Dort, wo die Zahlen stimmen, fällt Optimismus auf fruchtbaren Boden
Natürlich, das Beste kommt zum Schluss, doch auch das Davor kann sich an diesem Abend hören und sehen lassen. Ja, die gemeinsame Mitgliederversammlung von Fachinnung und Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar in der Schreinerlehrwerkstatt in Saarbrücken-Von der Heydt hat einen Spannungsbogen aus Erwartbarem, Notwendigem und Überraschendem.
Erwartbar sind erfahrungsgemäß die Grußworte an die Gäste, notwendig – schon weil rein rechtlich so verlangt – die Jahresrechnung 2024 und die Haushaltspläne für das Jahr 2025 von Innung und Verband. Alle Zahlen soweit in Ordnung – befindet auch die Kassenprüfung – und die Aussichten nicht schlecht. Wenngleich die Bäume – rein finanziell gesehen – bei sinkenden Mitglieder- und Auszubildendenzahlen natürlich nicht in den Himmel wachsen.
Der neue Geschäftsführer Peter Bruxmeier und der ebenso neue Verbandsvorsitzende Peter Dincher sind in ihren Ämtern angekommen und haben die Feuertaufe bestanden, findet auch die Mehrzahl der rund 100 Gäste an diesem Abend. Ein auch von Neugier geprägter Zuspruch, der in jüngster Vergangenheit keineswegs selbstverständlich war. Die Mitglieder möchten halt wissen, wie sich der neue Vorstand präsentiert und wie der junge Geschäftsführer seine Sache macht. Nimmt man die Stimmung im Auditorium, dann gilt für beides gut bis sehr gut.
Das finden auch Jens Schmidt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK), und Helmut Zimmer, seines Zeichens neuer HWK-Präsident. Letzterer bringt in Erinnerung, dass im Saarland gut 66.000 Handwerker ihren Dienst beim Kunden tun. Der oberste Handwerker des Saarlandes strotzt nur so vor Selbstvertrauen und findet: „Wo wir sind, ist oben!“ Ihm ist es wichtig zu erwähnen, dass hierzulande die Ausbildungszahlen im Handwerk insgesamt hauchzart im Plus sind (0,17 Prozent) und dass es von enormer Zukunftsbedeutung ist, die Lehrlinge nach bestandener Gesellenprüfung im Betrieb zu halten. „Das gilt insbesondere auch für das Schreinerhandwerk“, sagt der HWK-Präsident und bekommt keinen Widerspruch.
Dazu passt, dass der Verband weiter investiert, etwa in eine neue Fünfachs- CNC-Maschine, in neue 3DGeräte und in die Modernisierung der Hardware des EDV-Schulungsraums. Wenn, ja wenn die beantragten Fördergelder bewilligt werden. Das sieht aber gut aus. Da sind sich ehrenamtliche und hauptamtliche Funktionäre einig. Denn alleine die CNC-Apparatur auf neuestem technischen Stand soll 500.000 Euro kosten. Eine Investition in die Zukunft und den Standort.
Zu 100 Prozent in die Zukunft gedacht ist auch der überraschende Teil des Abends, ein Vortrag von Joachim Berendt. Der Geschäftsführer der Unternehmensberatung Berendt & Partner aus Saarbrücken referiert kurzweilig zum großen Thema Unternehmensnachfolge, das auch über die zukünftige Power im Schreinerhandwerk entscheiden wird.
Da hilft es, dass der Referent eine charismatische Persönlichkeit ist und die Zuhörer ihm gerne folgen. Aber wer ist dieser Mann, der hier vorgibt, den Schlüssel zur Lösung eines der größten Probleme des Schreinerhandwerks zu haben: eine geordnete Übergabe! Joachim Berendt überzeugt, weil er Theorie und Praxis verbinden kann: durch seine Tätigkeit als Dozent, Honorarprofessor und externer Prüfer an mehreren Hochschulen. Er ist Unternehmensberater, zertifizierter Trainer für Unternehmenskultur- Management, Personalentwicklung und Vertrieb, Managementberater und Referent sowie zertifizierter Wissensbilanzmoderator beim Fraunhofer- Institut und akkreditierter Berater der „Offensive Mittelstand“ und von „unternehmensWert: Mensch“.
Joachim Berendt weiß eben aus eigener jahrelanger Erfahrung, wie anspruchsvoll das Rekrutieren guter Mitarbeiter ist, wie herausfordernd die kontinuierliche Mitarbeitermotivation und wie elementar wichtig eine starke Mitarbeiterbindung ist. Was das mit Unternehmensnachfolge zu tun hat? Kurz gesagt: alles!
Der 69-Jährige hält „robuste Unternehmen“ für elementar, wenn man seinen Betrieb weitergeben möchte. „Wir reden hier von Zukunft pur“, denn wenn es keine Nachfolger gibt, wird sich der Fachkräftemangel mit den Jahren dramatisch verschärfen. Und genau das möchte Joachim Berendt verhindern – mit einer Methode, die nicht billig ist, aber funktioniert, wie er sagt.
Stellt sich die Frage, wie sieht seine Methode aus? Kurz gesagt: Er hat sieben Schritte im Übergabeprozess definiert, die sich vielleicht banal anhören mögen, es aber in sich haben. Erster Schritt: „Warum?“ Soll heißen, warum möchte der Betriebsinhaber sein Lebenswerk eigentlich weitergeben? „Ist es das Alter, ist es die Gesundheit, hat er oder sie keine Lust mehr? Was es auch ist, das zunächst einmal herauszufinden ist elementar“, sagt der Unternehmensberater aus langjähriger Erfahrung.
„Um zu verstehen, wie mein Kunde denkt und handelt, stelle ich an den Anfang jeden Mandats ein gemeinsames Abendessen mit der ganzen Familie meines Auftraggebers.“ Danach weiß er genau, wer in der Familie welche Wünsche und Bedürfnisse hat und warum der Nachfolgeprozess angeschoben werden soll. Berendt selbst, Vater von drei Kindern, fragt hernach, was eigentlich weitergegeben werden soll: nur der Betrieb, vielleicht auch die Immobilie? Auch ob der Maschinenpark neu oder veraltet ist, spielt eine große Rolle bei der Bewertung des Unternehmens.
Punkt drei ist: „An wen soll das Unternehmen weitergegeben werden?“ Gibt es Kandidaten oder ist das das Problem? Alles Fragen, die im Vorfeld geklärt sein sollen. An vierter Stelle des Übergabeprozesses kommt die nicht unwichtige Frage „Wann soll das Unternehmen weitergegeben werden?“ Es folgen die Punkte „wieviel“ und weshalb“. Ganz am Ende kommt die Frage: „Wer kommt als Kandidat in Frage?“
Der lang anhaltende Applaus nach dem kurzweiligen Vortrag und vor dem lang ersehnten Buffet kann an diesem Abend als Beweis dafür genommen werden, dass der Unternehmensberater den Nerv der Wohnhandwerker getroffen hat: Ein würdiger Abschluss einer abwechslungsreichen Veranstaltung…
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